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Gastbeitrag

 

Weihnachtsbräuche: so feiert Europa

Seit der Geburt von Jesus Christus vor über 2000 Jahren gibt es bereits eine Reihe von festlichen Winterfeiern auf der ganzen Welt. Die religiöse Bedeutung von Weihnachten hat jedoch einen enormen Anteil daran gehabt, wie wir heute die Zeit des Jahres feiern – ebenso wie die Kommerzialisierung von Weihnachten, welche die USA während ihrer industriellen Revolution im 19. Jahrhundert ausgelöst hat. Mit der Globalisierung verschmelzen Traditionen und werden immer ähnlicher, aber faszinierende Unterschiede bleiben in der Art und Weise, in der verschiedene Länder Weihnachten feiern, sogar innerhalb desselben Kontinents.

England

England spielte eine große Rolle bei der Gestaltung der amerikanischen Interpretation von Weihnachten und hat damit die weltweite Kommerzialisierung von Weihnachten beeinflusst. Bäume hacken und das Dekorieren des eigenen Heimes war eine wichtige Tradition, die schon es vor Weihnachten gegeben hatte. Es war Prinz Albert (der deutsche Mann von Königin Victoria), der diese Tradition intrinsisch an das Weihnachtsfest geknüpft hat. Prinz Albert und Königin Victoria, führten in Windsor Castle, erstmals die Tradition des Weihnachtsbaumes in England ein.

Der englische Schriftsteller Charles Dickens spielte auch eine Rolle bei der Definition des Geistes von Weihnachten durch seinen klassischen Roman „A Christmas Carol“. Die Geschichte sollte die viktorianische Gesellschaft vorzeigen, dass Weihnachten eine perfekte Gelegenheit ist, für seine Mitmenschen gute und karitative Dinge zu tun. Das Buch wurde sehr erfolgreich. In England werden regelmäßig Fernseh- und Radioanpassungen der Geschichte ausgestrahlt.

In den Wochen vor Weihnachten ist es üblich das Schulkinder und Kirchenbesucher, die Lieder für ein Publikum singen. Kinder schreiben Briefe an den Weihnachtsmann, in denen sie eine „Wunschliste“ für ihre Geschenke preisgeben. Am Weihnachtsabend stellen kleine Kinder einen Teller mit Keksen und einem Glas Milch für den Weihnachtsmann (plus eine Karotte für Rudolph!) bereit, in Erwartung und Vorfreude auf seinen Besuch in der Nacht.

Am Weihnachtstag kommen Familienmitglieder zusammen, tauschen Geschenke aus, sehen fern und spielen Partyspiele wie Scharade. Wesentliche Bestandteile des klassischen Weihnachtsdinners in England sind eine gefüllte Truthahn mit Preiselbeermarmelade, Pastinaken, Sprossen, Bratkartoffeln, Karotten, Speckwürfeln und Soße. Süßigkeiten, kommen mittlerweile in Form von Weihnachtspudding, Kekse oder Schokolade.

Italien

Wenn Familien auf der ganzen Welt für Weihnachten zusammen zu kommen und Geschenke austauschen, wird in Italien die Gelegenheit genutzt, um mehr zu essen als normalerweise.

Bevor das Christentum den Italienern Weihnachten gab, wurde in Rom ein Feiertag namens Saturnalia gefeiert. In Huldigung an Saturn, dem Gott der Landwirtschaft, in denen die Sklaven für kurze Zeit ihre Freiheit hatten. Das Fest dauerte fünf Tage lang. Heute beginnen Weihnachtsfeiern in Italien in der Regel acht Tage vor Weihnachten. Während dieser Zeit finden Gottesdienste und Gebete namens „Novenas“ in Städten und Dörfern statt.

Weihnachten in Italien ist ein sehr familienorientiertes Zusammenkommen mit Verwandten, um große Mengen an Lebensmitteln, einschließlich Fisch- und Nudelgerichte zu kochen. Die Weihnachtsessen unterscheiden sich je nach Region, am häufigsten werden Fischgerichte zubereitet, besonders beliebt ist der Kabeljau. Italiener haben auch eine breite Palette an Weihnachtssüßigkeiten, die oft mit einer Tasse heiße Schokolade nach dem Gottesdienst genossen wird. Struffoli, das dekorative Weihnachtsgebäck aus Neapel, Pandoro, Panettone, Biscotti, Panforte, Cantuccini, Raffiolo, Semifreddo – all diese wunderbaren italienischen Leckereien werden regelmäßig rund um die Weihnachtszeit gegessen. Nach dem Weihnachtsessen, kommen italienische Familien für Spiele zusammen. Kinder spielen manchmal Tombola (eine Art von Bingo), während sich die Erwachsenen mit verschiedenen Poker-Varianten wie z. B. Seven-Card Stud, vergnügen.

Wenn es um Weihnachtskrippen geht, ist Neapel der berühmteste Ort, um die Krippen-Dekorationen in Szene zu setzen. Die neapolitanischen Krippen sind extrem detailliert und schön. Viele Künstler verkaufen ihre Arbeit an den Wochenmärkten vor Weihnachten.

In einigen Teilen Italiens ist der 6. Januar (oder „Dreikönigsfest“) der Tag, an dem die Kinder die meisten Geschenke erhalten. Kinder warten auf eine alte Frau namens „Befana“, um ihr Haus zu besuchen und Geschenke in ihre Strümpfe zu legen. Die meisten Kinder erhalten jedoch ihre Geschenken erst am Weihnachtstag, nachdem sie in der Nacht einen Besuch von „Babbo Natale“ (Weihnachtsmann) erhalten haben.

Deutschland

In der germanischen Mythologie war Odin ein gefürchteter, aber respektierter Gott, der mit Heilung, Tod und Zauberei verbunden war. Die Heiden glaubten, dass er im Laufe des Winters über den Himmel fliegen würde, um die Menschen zu beobachten und zu entscheiden, wer es verdient hatte zu gedeihen und wer zu leiden. Odin war vermutlich einer der vielen Einflüsse, die unsere moderne Vision vom Weihnachtsmann geprägt hat. Deutschland folgte nach dem Fall des Römischen Reiches einer schrittweisen Christianisierung.

In einigen Teilen Deutschlands gibt es eine geflügelte Figur mit dem Namen Christkind. Verzierte Briefe werden von den Kindern auf die Fensterbretter gelegt, um ein Geschenk vom Christkind zu bekommen. Es gibt aber auch den Weihnachtsmann in Deutschland, die dem traditionellen Bild des Weihnachtsmannes ähnlicher ist. Am 6. Dezember feiern einige Deutsche den Nikolaustag. Tradition besagt, dass Kinder einen Stiefel vor ihrer Tür in der Nacht des 5. legen und wenn sie dann aufwachen, sie entweder Geschenke oder (wenn sie nicht brav gewesen sind) eine Rute finden. Auch die Adventskerzen sind in Deutschland sehr wichtig, mit einer Kerze für jede Woche bis zum Weihnachtstag.

Deutschlands Liebe zum Weihnachtsmarkt zeigt sich immer wieder in jedem Jahr. Die deutschen Märkte sind auf der ganzen Welt berühmt für gemütliche, warme Plätze voller Holzstände, die Fleisch, Süßigkeiten, Dekorationen, handgefertigte Gegenstände, Wollkleider und Spielzeug verkaufen.

Wenn es um Weihnachtsessen geht setzt Deutschland auf die einfache Küche: Heute gibt es keine festen Essensregeln mehr. In Familien mit Kindern wird meist ein schnelles Essen, wie Würstchen mit Kartoffelsalat gereicht, da die Kinder auf die Geschenke warten. Auch in anderen Familien gibt es stets Bratwurst, Sauerkraut und Kartoffelpüree. Familien ohne Kinder legen in den letzten Jahren deutlich mehr Wert auf ein Festessen mit mehreren Gängen. Das traditionelle Weihnachten kann Ente, Gans oder Kaninchen, und wird in der Regel von Apfelmus, Rotkohl und Kartoffeln begleitet werden. Nach dem Essen werden Plätzchen, Stollen und Glühwein gereicht.

Schweden

Das Luciafest ist auf ein „Heiligenfest“ zurückzuführender Brauch der Weihnachtsfeiern in Schweden. Das Fest fällt auf den 13. Dezember, dem Gedenken der heiligen Lucia, der vor der Einführung des „Gregorianischen Kalenders“ in Schweden (im Jahr 1752) gut ein Jahrhundert lang der kürzeste Tag des Jahres war. Lucia war eine Märtyrerin, die für ihren Glauben starb. Das junge Mädchen soll Nahrung für verfolgte Christen gebracht haben, die sich in den Katakomben von Rom versteckten, sie trug einen Kerzenkranz auf dem Kopf, damit sie andere Frühchristen heimlich mit Lebensmitteln versorgte. Schwedische Schulen und Kirchen organisieren oft Konzerte für die heilige Lucia, in denen Mädchen sich wie die Heiligen verkleiden und Lieder singen. Während dieser Zeit ist es auch üblich, eine besondere Art von Safranbrötchen namens „Lussebulle“ zu essen.

Neben Lussebulle, essen die Schweden gerne Zimtbrötchen und Pepparkakor im Dezember, in der Regel mit einem Becher Glühwein oder Glas Julmust. Das Essen ist von zentraler Bedeutung für die Weihnachtserfahrung in Schweden, so wie es in den meisten Orten der Fall ist, wobei das ikonische „Julbord“ alles von glasiertem Schinken, Wurst, Fleischbällchen, Hering und Lachs bis zu Roggenbrot, Eiern, Kartoffeln und Rote Beete beinhaltet. Während der kalten Wintermonate essen Kinder morgens oft vor der Schule eine Schüssel Reispudding.

Jedes Jahr gibt es eine schwedische Tradition an dem eine große Strohziege in der Stadt Gävle errichtet wird. Leider ist in den letzten Jahren diese Tradition ein wenig entglitten, Menschen wollen die Ziege vor Weihnachten verbrennen sehen. Jedes Jahr versuchen die Behörden, jegliche schädlichen Brandstiftungsangriffe auf die enorme Strohziege zu verhindern, doch diese Tradition, sie in Flammen zu setzen, hat sich bei den Schweden so fest verankert, dass es schon fast ein Brauch ist.

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Schwedens Version vom Weihnachtsmann ist der „Jultomten“, der manchmal mit seinem Rentier an den Weihnachtsmärkten entdeckt werden kann und Süßigkeiten an Kinder ausgibt. In Schweden kommt er nicht in der Nacht. Vielmehr macht er seine Besuche am Tag des 24. und bringt Geschenke für die Kinder. Die Kinder dürfen sie erst am Nachmittag öffnen. Um zu sich bis dahin die Zeit zu vertreiben, sehen sie mit ihren Familien eine stundenlange Show die jedes Jahr zu Weihnachten im schwedischen Fernsehen ausgestrahlt wird.

Frohe Weihnachten!

Nicole Huber